Hi^^
analog zu “Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen”, habe ich mir gedacht, könnte man doch auch ein Thema erstellen, das von Büchern handelt^^
Ich selbst lese gerne und viel und habe mir gedacht, es könnte vielleicht ganz toll sein, wenn man ein Buch, das man gerade fertig gelesen hat, im Kopf nochmal rekapituliert und dann seine Gedanken dazu niederschreibt.
Selbstverständlich habe ich gerade eben erst ein Buch zu Ende gelesen und mir gedacht, dass ich gleich einmal damit anfangen könnte.
Simon Beckett - Die Chemie des Todes
Thriller, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 430 Seiten
Originaltitel: The Chemestry of Death
Inhalt: David Hunter, forensischer Anthropologe aus London, zieht in das kleine Dörfchen namens Manham, nachdem seine Frau und seine Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Er wollte sein Leben einer grundlegenden Veränderung unterziehen und beschloss so, seine Karriere als Landarzt in der kleinen Stadt fortzusetzen.
Henry Maitland, der nach einem Autounfall ebenfalls Witwer und an den Rollstuhl gebunden ist, hat in David einen fähigen Partner gefunden, mit dem er zusammen für die medizinische Versorgung des Dorfes sorgen kann.
David kann sich in Manham gut einleben und gewinnt sogar als Fremder einen gewissen Rang in der Gemeinde, die sich Neuem gerne verschließt und unter sich bleiben will. Doch als 3 Jahre später eine Leiche von spielenden Kindern entdeckt wird, beginnt das Leben in und um Manham herum völlig aus den Fugen zu geraten.
Die Leiche einer jungen Frau wird halb verwest und kaum identifizierbar von der Polizei untersucht. David versucht sich zuerst von seinem ehemaligem Berufsfeld fernzuhalten, doch durch innere Impulse gerät er immer tiefer in die polizeiliche Ermittlung hinein bis er selbst sogar die Leichen untersucht.
Während David sein bestes gibt, um den Mörder zu stellen, verschwindet eine weitere Frau aus dem Dorf. Nach und nach gerät die Gemeinde in einen inneren Kampf. Fremde werden verstoßen, die Medien attackiert, Misstrauen macht sich überall breit und zu allem Übel kommt noch hinzu, dass der örtliche Gemeindepfarrer seine Chance darin sieht, die Morde für seine eigenen Zwecke zu nutzen und Publicity für seine Kirche zu gewinnen.
David kann seinen mittlerweile zwei Jobs noch halbwegs in Ruhe und Annonymität nachgehen, bis seine jetztige Freundin, Jenny Hammond, auch von dem Monster, das Manham unsicher macht, entführt wird.
der Autor: Bevor Simon Beckett sich vollständig dem Schreiben widmete, war er als Hausmeister, Englischlehrer, Schlagzeuger und Journalist tätig. Im Rahmen einer Reportage lernte Beckett die Polizeiarbeit von innen heraus kennen. Prägend für seine Werke war vor allem der Besuch der Body Farm der University of Tennessee, USA, wo der Verwesungsprozess und die Authopsie an realen, menschlichen Leichnahmen erforscht wird. Durch das daraus resultierende Wissen, schrieb er seinen zweiten Roman “Die Chemie des Todes”, 2006. Mit gleicher Thematik und gleichen Hauptcharakter folgten in der David-Hunter-Reihe “Kalte Asche”, 2007 und “Leichenblässe”, 2009.
Kritik: Beckett stellt in seinem Roman sehr gekonnt die verschiedenen Charaktere, den Plott und die polizeiliche Arbeit dar. Obwohl der Roman aus der Sicht des Ich-Erzählers geschrieben ist, wirkt er keinesfalls langweilig oder berichtend, sondern überzeugt durch viel Spannung und kunstvolle Formulierungen. Auffallend gut sind Becketts Charakterisierungen der einzelnen Personen (egal wie klein und unbedeutend sie für den Verlauf der Geschichte sind), die Darstellung des Landlebens, der Veränderungen im Dorf und die klinisch distanzierte Art des Herangehens an Wochenlang verweste Körper.
Obwohl das Buch voller widerwärtig verwester Leichen steckt, schafft Beckett es trotzdem den Leser an der Hand zu führen und den Verwesungsprozess des Körpers aus nüchterner und medizinischer Art zu beschreiben.
Das Buch überzeugt durch das völlig neue Gebiet der forensischen Antrophologie (das meines Wissens nach noch nie in dieser Form verarbeitet wurde) und die überaus glaubwürdige Reaktion einer kleinen Gemeinde auf eine Mordserie und einen daraus resultierenden, riesigen Presse-Rummel. Zu kritisieren sind allerdings Becketts Wendungen, vor allem gegen Ende der Geschichte. Anstatt den Leser mit ungeahnten Tätern, neuen Personen und überraschenden Wendungen an seinen Roman zu fesseln, erscheint alles viel zu selbstverständlich und natürlich. Es kann aber auch sein, dass dieser Eindruck dadurch verfälscht ist, dass ich das Buch gerade zum zweiten mal gelesen habe, und Schlüsselstellen im Voraus erkannt habe, die erst später auffallen sollten.
LG
Putzi2010