Hallo liebe Community,
Ich habe damit gezögert, ob ich diesen Artikel schreiben soll, da ich nicht davon ausgehe, dass mir jemand einen wirklichen Rat geben kann.
Vergangenes Wochenende war für mich ziemlich emotional aufreibend. Ich lebe in einer äußerst intakten Beziehung von der ich Glaube, dass sie besser nicht laufen könnte. Als ich an jenem Samstagabend nach der Arbeit bei meinem Freund ankam, war er so betrunken, dass er äußerste Mühe hatte mir die Tür zu öffnen. In der Wohnung sah es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Er hat sein Schuhregal völlig demoliert, wahrscheinlich ist der drauf gefallen. Laufen und sonstige Tätigkeiten fielen ihm schwer und er hatte Mühe wieder in sein Bett zu finden. Mit im Bett lagen eine leere Flasche Vodka, welche wir gemeinsam erst einen Tag zuvor gekauft hatten und eine weitere Flasche Vodka, noch halbvoll. Auf dem Nachttisch stand eine angebrochene Flasche Rotwein und darunter lag eine Flasche Weißwein. Darin war ein kleiner Rest, aber nur so viel, dass nichts hinauslief. Zudem ein Glas Eistee mit starkem Alkoholgeruch. Normale Kommunikation war nicht mehr möglich er lallte nur noch zusammenhanglose Dinge, ohne wirklichen Inhalt.
Bedingt durch seinen Schlafrhythmus (in der Woche muss er früh arbeiten), war er relativ früh wach und machte mich auch wach. Er räumte etwas auf, ich legte mich so, dass ich ihn beobachten konnte. Man merkte richtig dass er irgendetwas tun wollte, was er mir verheimlichen wollte. Irgendwie schaffte er es seine Flasche in einen anderen Teil des Raumes zu schaffen sodass ich ihn beim trinken nicht sehen, jedoch hören konnte.
Später, als er einigermaßen Klar im Kopf war, sprach ich ihn darauf an und fragte direkt wie viel er heute schon getrunken hat. (Es war schätzungsweise acht, halb neun morgens), erst gab er zu ein Glas Wein, im laufe es Gesprächs waren es dann angeblich 3 Gläser Wein und als ich aufstand und durch die Wohnung lief, entdeckte ich den Vodka, jetzt nur noch zu einem Viertel gefüllt. Nach unserem Gespräch trank er den Ganzen Tag nichts mehr, das hätte ich mitbekommen. Zudem wurde seine Alkoholfahne schwächer.
Ich habe ziemliche Sorge dass er Alkoholkrank ist, bzw. bin ich mir eigentlich recht sicher und weiß aber nicht wie ich damit umgehen soll. Zur allgemeinen Situation:
Er leidet unter Depressionen und soweit ich es verstanden habe auch unter PTBS, welche zum Teil durch seine frühere Beziehung verursacht wurde. Er hat eine Therapeutin und ich gehe davon aus, dass er die Termine auch wahrnimmt. Es gibt bedingt durch die Depression immer wieder Tage, an denen es ihm schlecht geht und er niemanden, nicht einmal mich sehen will. Das respektiere ich und gebe ihm auch seinen Freiraum. Außerdem nimmt es mich emotional nicht mal annähernd so stark mit, wie am Anfang unserer Berziehung. In unserem Gespräch meinte er, dass es ihm in Grunde gut geht, jedoch die Problem-belastete Zeit mit seinem Ex genau zur selben Jahreszeit war. Und es wohl dran läge. Die Flasche Vodka, welche komplett leer war, hat er seiner Aussage nach, am selben Abend aufgemacht als er sie kaufte und sich somit zwei Tage hintereinander betrunken.
Weiterhin interessant ist es, dass er so ziemlich bei jedem Einkauf und wir kaufen fast täglich ein, zwei oder mehr Flaschen Wein einkauft und selten einen wirklichen Vorrat davon besitzt. Zum Essen ist es relativ üblich, dass er eine Flasche Wein zu mindestens zwei Dritteln trinkt, ohne dass ich ihm anmerke, dass er etwas intus hat. Ich selbst trinke keinen Wein, da er mir nicht schmeckt und bevorzuge Bier zum essen. In der Küche hat fast jeder unter dem Spülbecken, einen Schrank wo ein Mülleimer angebracht ist. In seinem Schrank stehen jedoch neben etwas Spülmittel nur leere Wein und neulich auch eine weitere leere Vodka-Flasche. Der komplette Schrank voll und einige Wenige stehen noch davor. Das ist mir vor längerem durch Zufall aufgefallen und als ich den Griff in der Hand hatte wollte er nicht dass ich hinein sehe. Jedoch habe ich damals einfach mal nichts gesagt. Kurz bevor ich gehen wollte am Abend, bemerkte ich eine weitere leere Likörflasche in einem zusammengerollten Teppich, diese muss bewusst dort versteckt worden sein, aus versehen fällt dort keine Flasche hinein.
Er hat mir versprochen, nicht mehr allein zu trinken, wenn er sorgen oder ähnliches hat und meinte es ginge ihm schon viel besser nach unserem Gespräch und meiner Anwesenheit. Aus meiner Perspektive kann ich das bestätigen. Jedoch kann ich nicht 24/7 bei ihm sein und aufpassen dass er ja nichts trinkt und das will ich auch nicht. Ich mache ihm keine Vorwürfe, jedoch mache ich mir sorgen, da ich seit jenem Abend seinen Alkoholkonsum kritisch einstufe. Mit seiner Depression kann ich im momentanen Status ganz gut umgehen, aber ich befürchte mit einem Alkoholkranken nicht. Dabei bin ich mir natürlich bewusst, dass ein depressiver Mensch eine besondere Sucht-Risikogruppe darstellt.
Sorry für den vielen Text, aber ich habe das Gefühl mir mal was von der Seele zu schreiben, da ich nicht weiß mit wem ich darüber reden soll. Wenn du bis hier in gelesen hast bin ich dir sehr Dankbar und würde mich über eine Antwort freuen. Wie schätzt ihr den Alkoholkonsum meines Freundes ein? Ich werde da in Zukunft stärker drauf achten, habe aber Angst dass er in Zukunft heimlich trinken könnte. Ich habe schon überlegt heimlich seine Mutter zu kontaktieren, da sie ihn anrief und fragte ob er betrunken sei. Jedoch habe ich zum einen Angst davor und zum zweiten möchte ich nicht das er sich verraten oder dergleichen fühlt. Ich fühle mich ratlos und meine Gedanken kreisen… Liebe Grüße <3