So, ihr musstet lange warten, doch nun wartet auf euch ein neuer Teil. Ich dachte, ich hätte erst vier, aber na ja^^
@Simson: Danke für deinen Kommentar. Freut mich immer, wenn Leser antworten. Dann weiß ich, dass ihr auch echte Menschen seid und nicht nur eine Aufrufzahl, die immer weiter hochgeht. Und zu deiner Vermutung gleich mehr nach dem Kapitel 
Für die, die sich gewundert haben, dass ich mitten in der Woche aufgehört und erst jetzt weiter veröffentlicht habe: Einen Teil pro Tag zu schreiben ist nur unter Zeitdruck möglich und geht nicht immer wirklich gut. Nichtsdestortrotz wird es weiterhin regelmäßig Teile geben.
Als ob!
PART 6
Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche. Er überlegte, ob er nachsehen sollte, wer was geschrieben hatte. Vielleicht zerrissen sie sich gerade das Maul über ihn. Schließlich überwand sich Jannis und gab seine PIN ein.
„Was noch n geiler Abend“, schrieb jemand.
„Kai hat sich da noch ne geile Schnecke geangelt“, kommentierte jemand anderes.
Jannis wollte gerade das Handy ausmachen, da erschien eine neue Nachricht, die seine Aufmerksamkeit wieder völlig in Beschlag nahm.
„Leute! Kai ist im Krankenhaus.“, informierte sie ein Mädchen aus Jannis‘ Klasse.
„omg“
„Why? :O“
„Er ist offenbar von einem Dach gefallen. Keine Ahnung, wie er da hingekommen ist. Wisst ihr da was?“
„Nope“
„Nee, war auch etwas früher weg.“
„Jedenfalls war er nicht ansprechbar und der Notarzt konnte nichts genaues sagen. Seine Freundin wartet gerade, bis die Ärzte aus dem OP kommen. Sie hat eine Gruppe für alle erstellt, die Updates zu seinem Zustand haben wollen. Ich poste eben den Einladungslink hier rein.“
„Kai hat ne Freundin“, wunderte sich anderer Mitschüler.
„Seit gestern Abend. Die mit der er rumgemacht hat. Offenbar ausnahmsweise mal was Festes. Hat mich auch überrascht.“
„Hört! Hört!“
„Vielleicht hat sie ihn gezähmt — wer weiß…“
Jannis hörte auf zu lesen. Es kam ihm so vor, als wüssten alle bescheid und wollten den Finger in die offene Wunde drücken, aber er wusste, dass das lächerlich war. Wusste Kai, was sie über ihn dachten? Interessierte ihn das überhaupt?
Die Frage war hier wohl gerade eher, wie es ihm ging. Hoffentlich wurde er wieder. Hatte er etwa vom Dach springen wollen? Warum? Doch nicht etwa seinetwegen. Aber warum sollte er? Er war hetero; das hatte er gestern Abend mehr als deutlich gemacht. Jannis sollte ihn sich aus dem Kopf schlagen. Er hatte eh keine Chance und zermarterte sich sinnlos das Hirn. Und trotz allem machte er sich gerade schreckliche Sorgen um Kai. Das ließ sich einfach nicht abstellen. All die Demütigung war gerade völlig gleichgültig.
Wenn er nur etwas tun konnte, um zu helfen… Er blickte auf den Link, der gerade in der Klassengruppe gepostet worden war.
Das Mädchen, das jetzt offenbar mit Kai zusammen war, hatte ein Bild gepostet. Darauf war ein Photo von Kai mit der Bildunterschrift: „Kai, wir wünschen dir alle ganz viel Kraft. Komm bitte schnell wieder auf die Beine.“
„Das bring ich ihm heute mit ins Krankenhaus“, verkündete sie.
Man sah dem Bild an, dass es mit Paint gemacht war und ihre Stärken lagen eindeutig woanders als in der Bildbearbeitung, aber was zählte, war ja ihre Intention.
„Schon 120 Likes auf das Bild bei Facebook“, staunte sie.
„Ich hab jetzt endlich mitbekommen, was mit Kai ist: Er liegt im Koma, aber seine Eltern konnten schon zu ihm. Vielleicht kann ich gleich mit denen sprechen.“, erklärte sie einen Moment später.
Jannis legte das Handy beiseite und atmete tief durch. Es war gerade so wie nach einem spannenden Film in die Realität zurückzukehren. Nur dass diesmal an der Situation ganz und gar nichts unterhaltsam oder schön war. Damit hatte er gestern Abend wirklich am wenigsten gerechnet. Jetzt war Kai Mittelpunkt der Gespräche und nicht er. Alles wie immer. Fast. Er hatte sich umsonst um sich Sorgen gemacht. Jetzt war es Kai, um den er sich Sorgen machte. Vielleicht wäre das alles nicht passiert, wenn er dageblieben wäre und auf Kai aufgepasst hätte. Das wäre für Jannis nicht so angenehm gewesen, aber das wäre schon irgendwie gegangen, dachte er sich. Für Kai hätte er das getan. Aber er wusste, dass das jetzt keine Rolle mehr spielte.
Das Handy vibrierte erneut. Kais Freundin hatte wieder geschrieben. Was für eine Ironie, dass er auf die Informationen seiner Konkurrentin angewiesen war. Wobei: Damit er ein Konkurrent sein konnte, hätte er bei Kai eine Chance haben müssen. Und wie bei Magneten stießen sich gleiche Pole nun eben ab.
„Seine Eltern sind einverstanden“, brachte sie die anderen auf den neusten Stand, „ich darf jetzt zu ihm rein und wenn ihr euch in der Gruppe anmeldet, kann ich euch in eine Besucherliste eintragen. Dann können ein paar von euch morgen zu ihm. Besuchszeit ist von 15 bis 17:30.“
Schlimmer geht (n)immer? Als ob!
Tut mir leid, dass ich euch gerade in den ersten Kapiteln so quäle, aber ich verspreche, es folgen ein paar seichtere Kapitel und Kai wird erst einmal nichts passieren. Er wird nur daliegen und drumherum wird einiges passieren…