Soo jetzt gehts endlich weiter, tschuldigung fürs lange warten lassen
Da ich bis mitte April auch noch ein paar Textproben zur Uni schicken muss und diese geschichte eine davon werden soll, gehts ab jetzt auch zügiger weiter^^
Dann mal viel Spaß beim Lesen, den nächsten Teil gibts in den nächsten Tagen, wenn ich Zeit hatte ihn abzutippen.
Ich schlug die Augen auf und blickte an die, mir unbekannte, Kunststoffdecke.
Wo bin ich?
Es dauerte einen Moment, dann kamen die Erinnerungen an den letzten Tag zurück und ein lautes Knurren verriet mir, dass mein Magen leer war. Also erstmal was frühstücken.
Ich zog mir schnell meine Shorts an und watschelte in die Küche, während ich versuchte mir den letzten Schlaf aus den Augen zu reiben.
„Ahh, guten Morgen.Ist der Nachtschwärmer also auch schon aufgestanden?“ begrüßte mich mein Vater, als ich die „Küche“ betrat.
Die Küche bestand eigentlich nur aus einer kleinen Schrankwand, in die eine Spüle, ein Herd und ein Ofen eingelassen war, sowie ein kleiner Tisch mit einer Sitzecke für 2-3 Personen und zu guter Letzt zwei Stühle.
Da ich gestern keine Zeit gehabt hatte, mich mit unserem Wagon zu beschäftigen, schaute ich mich jetzt ein wenig genauer um. Die Aufteilung war sehr einfach. Am linken Ende lag mein Zimmer, direkt an dem Flur angeschlossen das Badezimmer, mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Vom Eingang aus auf der rechten Seite lag die offene Küche und am rechten Ende, das zweite Schlafzimmer.
Für zwei Wochen wird’s wohl reichen.
Meine Eltern saßen um den Küchentisch, der mit Frühstück gedeckt war.
„Ja, bin ich. Wie spät ist es überhaupt?“ fragte ich und ließ mich auf die Sitzbank fallen.
„Halb Elf. Darf man fragen, wo du so lange warst?“
„In der Bar und am Strand, wenn ihr es unbedingt wissen wollt“ der Groll gegen meine Eltern kehrte zurück, allerdings schon viel schwächer, als er gestern noch gewesen war.
„Allein?“ fragte meine Mutter erstaunt.
„Nein, mit dem Jungen der nebenan wohnt, Eddy.“
„Ahh, hast du also schon einen Freund gefunden?“ freute sie sich mit einer Stimme, als würde sie mit einem Acht-jährigen reden.
„Hör auf das in den Dreck zu ziehen, ich versuche nur, mir die Zeit hier etwas erträglicher zu machen.“ erwiderte ich gereizt.
Meine Mutter wollte sich gerade über meinen Ton beschweren, da wechselte mein Vater geschickt das Thema:
„Du weißt nicht zufällig , was es mit dem kaputten Gartenstuhl vor dem Wagon auf sich hat, oder?“
„Doch, ich habe mich reingesetzt und er ist zerbrochen“ erklärte ich.
„Dann sei bitte so nett und ruf später bei der Verwaltung an, dass die uns einen Neuen Stuhl bringen“ bat mein Vater, sichtlich bemüht, einen Streit zu verhindern.
„Ja, mach ich später.“
Nachdem ich gefrühstückt und geduscht hatte, ging ich nach draußen. Es war noch nicht einmal 11 Uhr, dennoch waren es auf dem Thermometer schon knapp 30° Celsius. Neben dem Tisch lagen noch immer die Trümmer des Stuhls. Ich erinnerte mich daran, wie er unter meinem Gewicht zusammen gebrochen war und schmunzelte. Das muss wirklich komisch ausgesehen haben. Der Wagon von Eddy lag verlassen da, sogar das Auto war weg.
Schade, eigentlich hatte ich gehofft heute wieder etwas mit Eddy machen zu können.
Vielleicht kommt er ja auch gleich irgendwann wieder.
So würde ich mich erst einmal dem Stuhlproblem zuwenden. Um zu gucken, ob die anderen Stühle stabiler waren, übte ich mit einer Hand ein wenig Druck auf einen der Stühle aus. Sofort knackte es bedrohlich, was mir Beweis genug war, dass die anderen auch nicht in Ordnung waren.
Auf dem Weg nach drinnen kamen mir meine Eltern entgegen. Sie erfüllten voll und ganz das Klischee eines typischen deutschen Urlaubers:
Mein Vater trug ein weißes Unterhemd und eine kurze Badeshorts, auf dem Kopf eine alte Kappe und unter den Armen schleppte er Liegestuhl und Sonnenschirm.
Meine Mutter war beladen mit einer Strandtasche und einer Kühltasche. Ihre Kleidung war bestimmt schon vor zwei Jahrzehnten out gewesen.
Also bei denen in der Nähe werde ich mich nicht blicken lassen, das ist ja peinlich!
„Wir wollen jetzt ein wenig zum Strand, kommst du mit?“ fragte mein Vater.
„Nein, ich werde mich jetzt erst mal um den Stuhl kümmern, eventuell schaue ich später mal vorbei.“
„Danke, bis nachher.“ antworte mein Vater, meine Mutter begnügte sich damit mich schnippisch an zugucken, sie war immer noch eingeschnappt, weil ich sie beim Frühstück so angemacht hatte.
Als sie weg waren, nahm ich mir das eingebaute Telefon und rief bei der Verwaltung des Parks an, es dauerte eine Zeit, bis jemand abnahm.
„Buona giornata, gestione de parchi“
„Äh....si“ stammelte ich. Ich hatte kein Wort verstanden. „Tengo....un...problema..“
„English, Italiano, Portugese o German?“ unterbrach mich eine sympathische Frauenstimme.
Warum versuchte ich auch auf Spanisch mit ihr zu reden?
„German, bitte“ Oh man, wie peinlich...
„Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte die Frau, in flüssigem Deutsch.
„Ähm ja, wir haben hier ein Problem mit den Gartenmöbeln. Einer der Stühle ist gestern zusammengebrochen.“
„Ok, ich schicke ihnen sofort einen Mitarbeiter, sagen Sie mir bitte einmal die Nummer ihres Wagons.“
„Aber natürlich, Wagon 1902, in Block N.“
Es dauerte eine halbe Stunde, bis ein Truck des Campingplatzes vorgefahren kam, aus dem ein kleiner, schmächtiger Mann stieg. Um den Hals trug er eine goldene Kette mit einem Abbild der heiligen Jungfrau Maria. Er kam auf mich zu und reckte mir, mit einem schleimigen Lächeln im Gesicht, die Hand entgegen.
„Mein Name iste Guiseppe, wie ich kann helfen?“
„Ben“ stellte ich mich knapp vor und deutete auf den kaputten Stuhl „Die Stühle sind kaputt, die brechen sofort zusammen, wenn man sich drauf setzt.“
„Das...ähh...kann nicht sein! Sind äh...höchste Qualität, wenn Sie haben zerbrochen die Stühle, sie müssen bezahlen!“
Hab ich mich verhört?
„Entschuldigen Sie,“ ich war bemüht trotz der dreisten Forderung des Parkangestellten ruhig zu bleiben. „Sie haben da wohl etwas falsch verstanden, die Stühle waren schon instabil, als wir ankamen. Sie können sich ja gerne mal setzen, und sich selbst von dem schlechten Zustand der Stühle überzeugen.“
Ich hatte gehofft, dass Guiseppe Probleme mit dem Deutsch gehabt hatte, als er unterstellte, dass ich den Stuhl absichtlich beschädigt hätte, doch das war nicht der Fall.
Ich hatte lediglich das Heißblut des Italieners unterschätzt.
„Das iste einfach unglaublich! Sie glauben ich sei dumm, doch das, ich kann garantieren, iste nicht der Fall, denn ich habe sehr wohl verstanden. Ich verstehe wie Sie Deutsche hier hin kommen, denken alle Italiener wären dumm und können einfach machen kaputt, was sie wollen!“
Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschah, mehr und mehr redete der Mann sich in einen Rausch.
Er beschwerte sich über den Müll der deutschen Touristen, darüber, dass die Deutschen andauernd italienische Mädchen verführen würden und immer so weiter.
Hilflos stand ich da und versuchte verzweifelt, nicht über den 1,50 Meter großen, wie Rumpelstilzchen hüpfenden, fast kahlköpfigen Mann zu lachen.
Schließlich wurde ich von der italienischen Nationalhymne gerettet.
Laut, und scheinbar voller Stolz schmetterte Guiseppes Handy DAS Symbol italienischen Nationalstolzes.
„Scusi“ unterbrach der Mann seine Schimpftirade und zog das Handy hervor.
„Maria...“ mehr verstand ich nicht, denn der Rest war nur noch italienisches Kaudawelsch für mich.
Es dauerte nicht lange, da wurde er wieder lauter. Schließlich brüllte er in das Telefon, so wie er eben noch mich angebrüllt hatte.
Plötzlich verstummte er.
Alle Farbe wich aus seinem Gesicht und er brachte nur noch ein Wort hervor: „Mama“.
Sogar ich konnte hören, wie die Mutter ihren Sohn durch das Telefon zusammenfaltete. Dieser indes wurde immer kleiner und kleiner, das einzige Wort was jetzt noch über seine Lippen kam, war „Scusi“.
Wie ein geschundener Hund trottete er umher, sich immer wieder entschuldigend. Bevor ich eine Warnung von mir geben konnte, setzte er sich in einen der Stühle. Es knackte und ihn ereilte das gleiche Schicksal, welches auch mich am vorigen Abend getroffen hatte. Ich eilte zu ihmund wollte ihm auf helfen, da hörte ich Eddys Stimme:
„Das ist aber nicht sehr nett von dir, du wusstest doch, dass die Stühle kaputt sind. Der arme Guiseppe“
Er stand neben dem Truck und grinste mich schelmisch an, sodass die Verteidigung, zu der ich gerade ansetzte überflüssig wurde. Verwirrt kam der kleine Italiener wieder auf die Beine. Er sagte noch kurz etwas ins Handy und schob es zurück in seine Tasche. Ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht, als er Eddy sah.
Freudig schlossen die beiden sich in die Arme und nun war ich derjenige der verwirrt guckte.
„Wir kommen schon seit einigen Jahren her und im Laufe der Zeit haben wir uns miteinander angefreundet.“ erklärte Eddy.
„Sage mal, wo iste klein Robin? Iste er dieses Jahr nichte mit?“ fragte Guiseppe ihn.
„Äh nein, ist er nicht.“ erwiderte dieser und für einen Moment lag wieder dieser traurige Ausdruck in seinen Augen.
Nur für eine Sekunde, dann war das Lächeln zurück, doch seine Augen wirkten auch einige Augenblicke später noch sonderbar leer.
Wer war dieser Robin? Und warum löste dieser Name so eine Reaktion bei Eddy aus?
Ich nahm mir vor ihn später danach zu fragen.
„Iche glaube, ich muss mich bei ihnen entschuldigen,ich werde ihnen sofort neue Stühle geben.“ sagte Guiseppe und fing an, die kaputten Stühle gegen Neue von seinem Truck zu tauschen.
„Also, wenn du jetzt jedes mal einen Stuhl kaputt gehen läßt, wenn ich um die Ecke komme, machst du den Campingplatz arm.“ neckte Eddy mich weiter.
„Das war eigentlich nicht mein Plan. Wo warst du? Ich hatte schon befürchtet, ich müsse den Tag mit meinen Eltern verbringen.“
„Ich war mit meinen Eltern auf dem Fischmarkt, sie wollten unbedingt, dass ich mit gehe.“
„Fangen diese Dinger nicht immer schon um 6 Uhr an?“
„Ja leider. Ich hab 2 Stunden geschlafen. Aber egal. Kannst du surfen?“
„Tjaa, ich hab 7 Stunden geschlafen.“ Für diesen Kommentar erntete ich einen bitterbösen Blick. „Weiß nicht, habe ich noch nie ausprobiert, warum fragst du?“
„Ich könnte versuchen es dir beizubringen. Wenn meine Eltern gleich hier sind können wir zu einem Strand fahren, an dem man super surfen kann, Da ist auch nicht so viel los, wie hier an der überfüllten Promenade.“
„Gerne, ich wollte schon immer mal surfen lernen.“
Inzwischen war Guiseppe fertig mit dem Austauschen der Stühle, sogar die Teile der beiden zerstörten Stühle hatte er eingesammelt.
„Bitte entschuldigen Sie noch einmal mein Verhalten, iche habe manchmal mit der vielen Sonne zu kämpfen, Sie verstehen?“ versuchte er sich rauszureden.
„Ist schon Ok.“ entgegnete ich und Guiseppe verschwand in seinem Truck.
„Komischer Kautz. Du kannst dir nicht vorstellen, wie der vorhin über uns Deutsche gemeckert hat.“ erzählte ich Eddy.
„Du musst wissen, seine beiden Ex-Frauen haben ihn jeweils wegen deutschen Touristen verlassen, seitdem mag er uns Deutsche so wenig.“
„Das erklärt natürlich einiges.“
„Ja. Meine Eltern werden gleich hier sein, ich gehe mich schon einmal umziehen, dann können wir sofort los.“
" Wenn wir Freiheit aufgeben, um Sicherheit zu gewinnen, verlieren wir am Ende beides!"