pointboy hat geschrieben:Findest du diese Einstellung nicht auch irgendwie unfair und unmoralisch? Kinder werden immer beschützt und gerettet... Leute die nicht ins Bild passen können sehen wie sie klarkommen? Der bärtige vernarbte Typ hat vielleicht auch eine Freundin und Kinder, die auf ihn warten?
ich bin kein pfadfinder, der sein eigenes leben für fremde einfach so auf's spiel setzt. ich bin zwar mal spontan ins wasser gesprungen, weil da ein freund scheinbar am ertrinken war und wie panisch im wasser herumzappelte. aaaber ...
... das war eine ziemlich dumme idee, denn er hätte mich in seiner panik fast selbst ertränkt. zum glück sind andere gleich nachgesprungen und wir konnten ihn an land schleppen.
daher: ob ein mensch einen anderen rettet ist seine ganz persönliche entscheidung, finde ich. das sollte man nicht moralisch bewerten.
auch nicht, wenn die entscheidung die ist, nicht aktiv einzugreifen oder keinen rettungsversuch zu starten. man muss nicht mit solchen entscheidungen einverstanden sein, sollte sie einfach nur akzeptieren.
was ich bewusst tun würde ist ein organ spenden, falls ich trotzdem weiter relativ gut ohne leben kann, knochenmarktransplantationen unterstütz ich, blut spenden usw.
ob ich aber mein leben für völlig fremde riskieren würde, hängt von der situation ab.
in der umfrage habe ich NEIN gewählt.
Warum? einfach weil die Option "
Vielleicht" oder "
kommt drauf an" fehlt.
Beides ist für mich nicht durch die mitllere option, "
nur wenn der mensch mir etwas bedeutet" ... oder so, vertreten.
bleiben wir doch mal realistisch:
pointboy hat geschrieben:Ich habe neulich einmal gemerkt, wie sehr ich Leute schon unterbewusst nach Ihrem Äußeren beurteile...Und war entsetzt! Ich glaube diese Einstellung wird uns sehr früh durch die Medien vermittelt und das Problem wird echt unterschätzt

hast du schon mal was von überlebensinstinkt gehört? sei weniger entsetzt
immer die medien. was für ein klischee. auch unsere erziehung ist so. auch wenn die eltern hilfsbereitschaft predigen, wird das durch schule, die gesellschaft/soziales umfeld ... und ja, auch durch die medien, nicht vorgelebt und eindrücklich vermittelt.
und das einfach nur, weil wir eine leistungsorientierte gesellschaft sind, in der man zwar soziales engagement hochlobt und predigt, aber ganz praktisch nicht als sehr produktiv bewertet.
und genau diese bewertung ist es, die unseren natürlichen egoismus stärkt, und wir daher unter umständen kaum dazu neigen, einfach nur zu helfen. ich rede nicht einmal davon, das eigene leben zu riskieren. denn das ist immer ein ausnahmefall unt entzieht sich jeder moralischen bewertung. jedenfalls sehe ich das so.
dann kommt noch dazu, dass gerade in deutschland alles soziale geregelt ist. wir sind ein sozialstaat. wir, oder zumindest die, denen man steuern abknöpft, bezahlen schliesslich dafür, dass der staat sich um die schwachen und bedürftigen kümmert. wozu also selbst helfen?
das ist das, was uns so vermittelt wird, auch wenn öffentlich das gegenteil gepredigt wird.
um menschen für mehr sozialen einsatz zu sensiblisieren, müssen sie auch dazu erzogen werden. und das müssen der staat, die gesellschaft, die eltern, das soziale umfeld vermitteln.
zb indem man ganz praktisch die gehälter sozialer berufe drastisch erhöht, anstatt sie immer nur hochzuloben und zu sagen, dass man menschen, die in solchen berufsfeldern arbeiten, für ihren einsatz respektiert.
die realität sagt solchen menschen meist: du bist ein loser.
also müsste SZ (soziale kompetenz) in der schule pflichtfach werden. und wenn wir unser leistungssystem nicht abschaffen wollen, müsste SZ das wichtigste fach überhaupt sein und mindestens 40% der gesamtbenotung ausmachen.
ohne soziale kompetenz, kein abi, bachelor, master oder sonstigen abschluss.
und mit der zeit würden menschen wahrscheinlich auch aktiver als heute vorstellbar, anderen helfen, vllt sogar mehr ihr eigenes leben aufs spiel setzen, wenn es mal erforderlich ist.
aber wie gesagt, letzteres ist immer ein ausnahmefall. kein mensch hat das recht, dies von einem indivduum einzufordern ... schon gar nicht gesellschaft und staat.